Hand aufs Herz: Wer hat sich in seiner Kindheit nicht gerne einmal als Zimmerer ausgegeben und fleissig an der Werkbank verewigt? Doch was genau macht eine Zimmerei eigentlich und woher stammt der Begriff? Einer der schönsten Berufe hier im Fokus.
Was macht eine Zimmerei?
Eine Zimmerei ist im Bau- und Holzgewerbe tätig. Sprich: Sie widmet sich voll und ganz der Holzverarbeitung. Mit grösster Sorgfalt fertigen die Zimmerer Holzkonstruktionen und Holzbauten an. Die fertigen Kreationen setzen sie später auf der Baustelle ein. So hat die Zimmerei prinzipiell immer zwei Stationen:
1. Die Zimmerei: In den eigenen Werkstätten produzieren sie die benötigten Holzteile.
2. Die Baustelle: Nach der Fertigung der Holzkonstruktionen montiert sie der Zimmerer an vorgesehener Stelle auf der Baustelle.
Schön und gut, aber wo genau liegt denn nun der grosse Unterschied zum Tischler? Macht er nicht genau dasselbe wie der Zimmerer, nämlich Bauen mit Holz? Nicht ganz, denn während sich der Tischler auf den Möbelbau konzentriert, legt der Zimmerer den Fokus immer stärker auf das Baugewerbe. Selbst beim Hochbau sind Zimmerer inzwischen ein fester Bestandteil.
Zimmerei – was bedeutet das eigentlich?
Der Begriff Zimmerei stammt aus dem Althochdeutschen. Genau genommen leitet er sich von dem Wort zimbar ab, was übersetzt so viel wie Bauholz bedeutet. Und von Bauholz wiederum lässt sich Bau ableiten. So handelt es sich bei Zimmereien um Produktionsstätten für Bauholz.
In anderen europäischen Sprachen ist die ursprüngliche Bedeutung von zimbar, nämlich Bauholz, immer noch erhalten. So spricht man zum Beispiel im Englischen von timber und im Schwedischen von timmer.
Was sind die Aufgaben des Zimmerers?
Es ist kein Geheimnis: Holz ist und bleibt einer der beliebtesten Werkstoffe aller Zeiten. Gerade beim Hausbau ist das robuste Naturmaterial, der Schatz unserer Wälder, unverzichtbar. Ohne Holz läuft hier gar nichts. So ist der Zimmerer ein echter Glückspilz. Denn, wo immer ein Holzkonstrukt gebraucht wird, ist sein Fingerspitzengefühl gefragt.
1. Der erste Schliff beim Holzbau
Beim Holzbau beginnt die Arbeit immer noch ganz klassisch im Zimmereibetrieb. Der Zimmerer schnappt sich seine Bauzeichnungen und Skizzen, verschafft sich einen ersten Überblick und macht sich dann ans Werk. Mit seinem gesamten Werkzeug-Repertoire verwandelt er unförmige Holzklötze in detailverliebte Holzkonstruktionen. Ganz besonders gefragt ist sein motorisches Feingefühl übrigens bei Treppen, Wandverkleidungen und Dachstühlen.
2. Das Eingemachte
Mit den fertigen Holzbauteilen im Gepäck macht sich der Zimmerer schliesslich auf den Weg zur Baustelle. Hier ist er nämlich für die Montage der Konstrukte verantwortlich. Doch, bevor er die Elemente einsetzen kann, muss er erst einmal die Baupläne verstehen. Mit Herzblut und Sachverstand studiert er die Montageanleitungen. Dann geht es ans Eingemachte. Mit Hammer, Bohrer und Nagelschiesser lässt der Zimmerer seine Kreationen mit dem Gebäude verschmelzen. Sie werden eins.
Gut zu wissen:
Zimmerer kümmern sich insbesondere um die Montage von:
- Holztreppen
- Holzböden
- Treppen
- Holzgerüsten
- Balkonen
- Wandverkleidungen
Der Dachstuhl, das Herzstück des Zimmerers
Die Königsdisziplin des Zimmerers auf der Baustelle ist ohne Zweifel die Konstruktion des Dachstuhls. Auch hier spielt selbstverständlich wieder der Bauplan die Hauptrolle. Er gibt vor, wie das Endergebnis aussehen muss – ohne Wenn und Aber. Die Vorarbeit findet aber auch beim Dachstuhl wieder in den Räumlichkeiten des Zimmereibetriebs statt. Hier rüstet der Zimmerer den Dachstuhl für Wind und Wetter.
Zimmerei Holzbau: Modernisierung ist ihr Job
Zimmerer beschäftigen sich natürlich nicht nur mit Neukonstruktionen beim Holzbau. Im Gegenteil: Auch die Modernisierung und Instandhaltung von Holzelementen steht ganz oben auf ihrer To-do-Liste. Denn Holz ist zwar ein aussergewöhnlich widerstandsfähiger und langlebiger Naturschatz, doch auch an ihm gehen die Zeichen der Zeit leider nicht spurlos vorüber. Über kurz oder lang bröckelt die stabile Fassade. Und genau dann zückt der Zimmerer sein Werkzeug.
Mit grösster Umsicht pflegt und saniert er die Holzkonstrukte des Gebäudes. Gerade bei alten Fachwerkhäusern, die von ihren Holzkonstruktionen leben, ist seine Expertise Gold wert.
Denn ohne die fähigen Hände und klugen Köpfe des Zimmerers würde heute so manches schmuckes Bauwerk aus längst vergangenen Epochen nicht mehr unter uns weilen.
Eine neue Dämmung muss her? Auch damit kann der Zimmerer dienen. Mithilfe von modernen Dämmstoffen rüstet er nach – sei es an Dach oder Fassade.
Beim Dachbodenausbau legt der Zimmerer ebenfalls gerne Hand an. Gauben oder Dachfenster gehören nämlich ebenso zu seinen Spezialgebieten wie Treppen und Wandverkleidungen.
Bauen mit Holz – der Zimmerer ist im Boot
Holzhäuser sind wieder im Trend. Das nachhaltige Eigenheim ist beliebter denn je. Denn es schont nicht nur die Umwelt, sondern auch noch den Geldbeutel. Kein Wunder, dass sich immer mehr Häuslebauer hoffnungsvoll an den Zimmerer wenden. In Sachen Blockhaus oder Schwedenhaus ist er nämlich Ansprechpartner Nummer eins. Wenn sich einer mit Holzbau auskennt, dann er.
Übrigens:
Bei Fertighäusern kommt ebenfalls eine Menge Holz zum Einsatz. Nicht ohne Grund arbeiten viele Fertighausfirmen eng mit Zimmerern zusammen. Sie holen sich sozusagen einen Experten für Holzbau ins Boot.
© Raeber-Blog.ch – Autorenteam, Jana Winter, 7.12.2022