Die gebückten Wesen
Kennen Sie diese Wesen? Gebückte Haltung, Kopf geneigt, gebannt auf etwas starrend, das sie in der Hand halten; eventuell mit der anderen Hand auf dem Etwas herumfuchtelnd? Es handelt sich um schwerhörige Wesen, mit tendenziell aggressivem Verhalten; vor allem wenn ihnen das Etwas entwunden wird, das ihre völlige Konzentration in Anspruch nimmt.
Vielleicht haben sie auch solch ein Wesen daheim sitzen?
Ein Kind, so zwischen drei und 99 Jahren alt, das seinen Lebensinhalt im Konsum von Medieninhalten via Handy oder Tablet gefunden hat, das unbedingt noch dieses Level fertig spielen muss oder das ganz dringend auf eine Chat-Antwort von der besten Freundin/von der Angebeteten/vom Chef wartet.
Abgesehen vom «Handydaumen», einer Entzündung der Sehnen aufgrund von Überlastung des Daumens beim Handygebrauch, kann es durch den Smartphone-Wahn auch zum «Handynacken» kommen, einer gesteigerten Abnutzung der Halswirbel durch die Fehlhaltung.
Sind wir gefangen in der Matrix?
Es besteht also eine Gefahr, dass die gesteigerte Handy- und Tablet-Nutzung Gift für unseren Körper ist. Die Smartphone-Sucht verändert darüber hinaus unser Verhalten, unsere Gehirne, macht uns krank. Hören Sie manchmal auch ein Phantomklingeln? Oder meinen Sie, ab und zu den Vibrationsalarm ihres Handys zu spüren; wobei ein Blick aufs Telefon dann zeigt, dass es eben doch nur Einbildung war?
Viele Aktivitäten, die früher noch im wahren Leben, in der realen Welt stattfanden, haben wir in die digitale, virtuelle Realität verschoben.
Selbst mein dreijähriger Sohn würde sich – wenn man ihn liesse – lieber morgens direkt in Youtube verkriechen und bis zur völligen Verblödung Zeichentricksendungen konsumieren. Darüber hinaus würde er das Trinken, das Essen und das «Auf-die-Toilette-gehen» vergessen und erst Stunden später zufällig bemerken, dass er in die Hose gemacht hat. Er wäre dann bereits in einem solch schlechten moralischen Zustand, dass seine Laune weder durch singen, essen oder spielen gebessert werden könnte. Einzig der weitere Konsum von Smartphone-Apps würde ihn zufrieden stellen können.
Mal ehrlich? Ich habe als Kind auch stundenlang Pacman gespielt, immer im Kampf den eigenen Highscore zu knacken. Sie etwa nicht?
Draussen spielt das wahre Leben!
Umso wichtiger ist es mir, mit meinem Sohn also die echte Welt zu erleben. Ihn in die Lage zu versetzen, sich draussen sicher bewegen zu können. Ihm die Gelegenheit zu geben, wichtige motorische und sensorische Fähigkeiten zu trainieren. Aber auch das soziale Miteinander mit anderen Kindern zu üben. All dies und noch viel mehr können Kinder draussen auf Spielplätzen lernen. Es geht also nicht allein um die körperliche Bewegung. Es geht um weit mehr. Es geht um Dinge, die selbst durch sportliche Aktivität im Schulsport oder im Sportclub, nicht gelernt und geübt werden können.
Auch wenn ich ein bisschen nervös bin, wenn mein Sohn auf einem Klettergerüst in Höhen entschwindet, in die ich ihm nicht folgen kann, weiss ich, dass es wichtig ist, ihn klettern zu lassen. Moderne Geräte und Spielplätze sind optimal durchdacht und bieten ein hohes Mass an Sicherheit. Falls mein Sohn also je vom Kletterturm fallen sollte, wird er hoffentlich sicher am Boden landen. Und je öfter er das Klettern auf dem Turm übt, desto stärker, fitter und gelenkiger wird er werden; und umso sicherer wird er sich auf dem Spielplatz und in Folge auch im sonstigen Leben bewegen.