(Von Jasmin Taher) Haben Sie schon mal den Begriff Mondholz gehört? Ich habe ihn kürzlich in Zusammenhang mit einer Zimmerei gehört. Meine Kollegin Jasmin Taher hat sich auf meinen Wunsch hin sogleich aufgemacht, um dem nachzugehen. Und wie das Web so ist, ist sie auch auf gegensätzliche Aussagen gestossen. Wer mehr wissen will, findet am Ende des Artikel darum einige Links zum Weiterverfolgen.
Die Themen in diesem Artikel:
- Was ist Mondholz?
- Der Fällzeitpunkt im Mondzyklus bestimmt die Holzeigenschaften
- Jahrhundertelange empirische Erfahrung
- Nidsigend und obsigend
- Schweizer Wissenschaftler führt Langzeitversuch durch
- Das Thema Mondholz im Web, Tipps und Quellen
Was ist Mondholz?
Holz, das bei einer bestimmten Mondphase geschlagen wird, nennt man Mondholz oder Mondphasenholz.
Mondholz wird nachgesagt, dass es stabiler und besonders robust sei.
Angeblich ist es widerstandsfähiger, altert und zerfällt langsamer. Eine fundierte wissenschaftliche Erklärung gibt es nicht. Aber es gibt Erfahrungswerte. Bereits die alten Römer bauten ihre Schiffe aus Mondholz. Und auch in Süddeutschland und im Alpenraum war es über Jahrhunderte gängige Praxis, Mondholz für den Hausbau zu verwenden.
Der Fällzeitpunkt im Mondzyklus bestimmt die Holzeigenschaften
Der Mond hat bekanntermassen einen Einfluss auf alle Lebewesen der Erde. Viele Tiere richten ihr Verhalten oder ihre Fortpflanzung am Mondzyklus aus. Der Mond beeinflusst aber auch Pflanzen in ihrem Wachstum.
Im Rhythmus des Mondes, ähnlich wie im Lauf der Gezeiten, schwellen Stämme an und ab.
Es hat also mehr oder weniger Saft im Holz. Für den richtigen Fällzeitpunkt gibt es zahlreiche Regeln im forstwirtschaftlichen Mondkalender.
Mondholz wird meist bei fallendem oder abnehmendem Mond, am besten kurz vor Neumond, im Winter geschlagen.
Im Winter, zur Saftruhe, ist das Holz am trockensten, es hat also zum Zeitpunkt der Ernte weniger Wasser im Holz. Nach dem Fällen lässt man das Mondholz noch einige Zeit mitsamt Ästen im Wald ruhen. Der gefällte Baum versucht, Früchte zu bilden und leitet die verbliebene Energie und die Säfte in seine Äste. In der Folge wird das Holz im Stamm vergleichsweise trocken.
Pilze und Insekten haben es schwerer, sich im trockenen Holz anzusiedeln.
Jahrhundertelange empirische Erfahrung
Es gibt keine anerkannten wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Mondholz wirklich stabiler und widerstandfähiger ist. Es gibt jedoch empirische Erfahrungswerte, die Holzbauern und Forstwirte über die Jahrhunderte gesammelt und als Bauernregeln von Generation zu Generation weitergegeben haben.
Viele Holzbauern erklären die höhere Qualität von Mondholz damit, dass weniger Saft im Holz ist und das Holz zum Zeitpunkt der Ernte trockener ist. Aufgrund der relativ langen Ruhezeit nach dem Schlagen haben die Stämme zudem Zeit, vor dem Sägen Spannungen abzubauen.
Nach dem Sägen arbeitet das Holz weniger und reisst seltener.
Eine andere mögliche Erklärung ist, dass in Mondholz beim Fällen mehr Wasser im Holz gebunden sein könnte. Beim Lagern und Trocknen zieht sich in der Folge Mondholz stärker zusammen.
Es ergibt sich eine höhere Holzdichte und dichteres Holz ist entsprechend stabiler und widerstandsfähiger.
Nidsigend und obsigend
In der astronomisch orientierten Landwirtschaft und in Bauernkalendern werden die häufig die Begriffe «obsigend» und «nidsigend» genutzt.
Die Mondphasen «nidsigend» und «obsigend» werden fälschlicherweise oft mit den Begriffen «abnehmender Mond» und «zunehmender Mond» gleichgesetzt.
Die Umschreibung «steigender Mond» oder «übergehender Mond» für «obsigend» und «fallender», «untergehender» oder «absteigender Mond» für «nidsigend» sind passender.
- Obsigend beschreibt den Zeitraum innerhalb eines Mondzyklus in dem der Mond von Tag zu Tag höher über dem Horizont verläuft und der Tagbogen des Mondes entsprechend steigt.
- Nidsigend beschreibt den Zeitraum, in dem der Tagbogen des Mondes von Tag zu Tag höher verläuft.
Oft werden die nachfolgenden Symbole für «obsigend» und «nidsigend» verwendet:
Abb. oben: Symbol für den fallenden, nidsigenden Mond
Abb. oben: Symbol für den steigenden, obsigenden Mond
Schweizer Wissenschaftler führt Langzeitversuch durch
Der Schweizer Wissenschafter Ernst Zürcher, ehemaliger Dozent an der Schweizerischen Hochschule für die Holzwirtschaft in Biel, ist der wohl bekannteste Mondholzforscher der Schweiz. Er führte vor einigen Jahren einen Langzeitversuch durch, bei dem er den Einfluss der Mondphasen und der Jahreszeiten auf die Eigenschaften von Hölzern untersuchte.
Die Ergebnisse von Zürcher legen nahe, dass es – je nach Mondphase – statistisch signifikante Unterschiede im Bezug auf Wasserverlust, Dichte und Schwindverhalten gibt.
Aus diesen Ergebnissen liesse sich jedoch noch nicht ableiten, ob sich Holz, das zu mondbezogenen Fällzeitpunkten geschlagen wurde, wirklich in Bezug auf Härte, Brennbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegenüber Insekten und Pilzen unterscheidet.
Das Thema Mondholz im Web, Tipps und Quellen
- Mondholz, Wikipedia
- Nidsigend und obsigend, Wikipedia
- Mondfühlige Bäume, Tagesanzeiger
- Holzforschung im Zeichen des Mondes, Ernst Zürcher, Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft
- Einfluss des Mondes auf das Pflanzenwachstum, Tagblatt
- Im Zeichen des Mondes, Tierwelt.ch
- Mondholz, auf den Zeitpunkt kommt es an, Ökotrend.ch (nicht mehr online)
- Die richtige Schlagzeit des Holzes, Bauratgeber24.de
- Schindler-Scheibling.ch: Mondholz. So ist es. (PDF)