Sterbehilfe und Sterbebegleitung. Zwei ähnliche Begriffe, die unterschiedliche Handlungsweisen bezeichnen. Sterbehilfe bedeutet, einem Menschen auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin mit medikamentöser Behandlung zu helfen, sein Leben zu beenden. Sterbehilfe wird auch Euthanasie (Duden: <griech.> (Med. Erleichterung des Sterbens [durch Narkotika]; bewusste Herbeiführung des Todes) © Duden – Die deutsche Rechtschreibung) oder als aktive Sterbehilfe bezeichnet.
Sterbebegleitung hat das Ziel, das noch verbleibende Leben trotz schwerer Krankheit lebenswert zu gestalten. Sterbebegleitung wird auch als Palliative Care (palliare = ummanteln) bezeichnet.
Liberale Haltung zur Sterbehilfe seitens der Politik gefordert
Aktive Sterbehilfe wird vor allem durch die beiden Sterbehilfe Organisationen Exit und Dignitas gefördert. Der Schweizer Bundesrat vertritt laut einem Bericht des Tagesanzeigers vom 16. Juni 2012 eine «liberale Haltung» zum Thema Sterbehilfe («Der Bundesrat setzt beim Sterben auf Selbstbestimmung»). Laut Bundesrätin Sommaruga ist die Aufgabe des Bundesrates «… Leben schützen und das Recht auf Selbstbestimmung sicherstellen.»
Schutz des Lebens und Selbstbestimmung
Wer bestimmt, was man unter dem «Schutz des Lebens» versteht?
Geht es bei dieser Formulierung in erster Linie um kleine Kinder, die sich nicht selbst wehren können? Um Menschen, die lebensmüde oder krank sind und einfach genug haben? Geht es um das allgemeine Leben, das im Grunde genommen ein einzigartiges Geschenk ist? Wird dieser Schutz nicht auch durch Selbstbestimmung geprägt, im Sinne von «Wir bestimmen, was zu diesem Schutz gehört»?
Haben wir dieses Recht, alles zu bestimmen, oder gibt es für uns Menschen auch unantastbare Bereiche?
Wer noch nie schwer krank war, weiss nicht, wie sich eine lebensbedrohliche Krankheit anfühlt. Er oder sie weiss nicht, wie es ist, keine Perspektiven mehr zu haben. Die Frage nach einem beschleunigten Ende ist sicher menschlich. Wer leidet schon gerne?
Im Grunde genommen existiert eine Hilfestellung gegenüber diesem meist unerträglichen Zustand: Sterbebegleitung.
Diese hat das Ziel, den Lebensabschluss möglichst erträglich zu machen. Die Medizin und verschiedene Organisationen (Palliative.ch) arbeiten daran, mit verschiedenen Betreuungsangeboten das Lebensende konstruktiv zu beeinflussen.
Leben soll auch in schwierigen Zeiten lebenswert bleiben.
Selbstbestimmung unter der Lupe
Sterbehilfe ist Ausdruck von Selbstbestimmung. Selbstbestimmung steht in diesem Zusammenhang auch als Ausdruck einer modernen Gesellschaft.
Wir wollen unser Leben aktiv bestimmen. Ist dies überhaupt möglich?
Sind wir nicht stärker abhängig, als uns bewusst ist? Wenn der letzte Zug abgefahren ist, müssen wir wohl oder übel zu Fuss gehen oder ein Taxi rufen. Wenn kein Gletscher mehr existiert, welches Wasser trinken wir Schweizer dann? Wer im überfüllten Bus sitzt und aussteigen muss, ist darauf angewiesen, dass die andern ihm den Weg frei machen.
Diese Beispiele sind durchaus realistisch. Im Grunde genommen sind wir abhängiger, als es uns bewusst ist. Das zeigt auch die Währungskrise deutlich auf. Was geschieht, wenn Griechenland wieder auf Drachmen wechselt? Laut Währungsspezialisten ginge dieses Szenario nicht spurlos am Rest von Europa vorbei.
Umgang mit dem Leben
Das Leben ist einmalig. Vieles im Leben und im Alltag bestimmt uns einfach. Das wird immer so sein. Die Frage ist, wie wir mit den Herausforderungen im Jetzt umgehen (Beispiel Krankheit zystische Fibrose). Welche Ziele und welchen Halt haben wir? Dies alles bestimmt unsere Perspektiven.
Perspektiven bedeuten, dass es weitergeht
Perspektiven bestimmen das Leben bis ins hohe Alter. Sie geben Kraft, Herausforderungen zu ertragen. Jetzt oder später. Sie vermitteln:
Es gibt einen lohnenswerten Weg, ein Ziel, für das es sich zu leben lohnt. Der Entscheid für Sterbehilfe oder Sterbebegleitung ist auch eine Frage der bisher gelebten Werte und Perspektiven.
Diese bestimmen wir heute.