Pfefferminze, Lindenblüten, Hagebutten, Kamillen: Im Zusammenhang mit den gängigsten Kräuterteesorten sind Hagebutten wohl jedermann bekannt. Ebenso begegnen einem die leuchtend roten Früchte, die genau genommen nur Scheinfrüchte sind, im Herbst auf einem Waldspaziergang. Hagebutten nennt man die sogenannten Sammelnussfrüchte verschiedener Rosenarten. Beim Begriff Hagebutten sind jedoch meist diejenigen der Hundsrose, Rosa canina, gemeint, auch bekannt als Hecken-, Hag- oder Wildrose. Sie ist die gewöhnlichste aller gewöhnlichen Rosen, sozusagen hundsgewöhnlich. Aber sehr effektiv. Die Hagebutte hier im Fokus.
Standort von wilden Rosen
Heckenrosen sind vielerorts zu finden. Ursprünglich stammen die stacheligen (*) Sträucher aus Europa und Asien, haben sich aber durch Einbürgerung auch weit über Nord- und Südamerika verbreitet. Man findet sie in Hausgärten, Hecken und Hainen, an Böschungen, Waldrändern und lichten Stellen im Wald. Hagebuttensträucher werden 3 bis 4 Meter hoch und wachsen gerne an sonnigen bis halbschattigen Standorten, vorzugsweise in lehmigem Boden. Hagebutten sollten in keinem naturnahen Garten fehlen, da sie die Biodiversität in optimaler Weise unterstützen und fördern. Wildrosen bieten den verschiedensten Tierarten Schutz, Brutraum und wertvolle Nahrung bis in den Winter hinein.
* Rosen, und somit auch Hagebuttensträucher, haben botanisch gesehen tatsächlich Stacheln und keine Dornen. Die Unterscheidung liegt darin, dass Dornen dem verholzten der Pflanze entspringen, während Stacheln diesem nur aufsitzen.
Superfood Hagebutte
Auch für den Menschen sind Hagebutten äusserst gehaltvoll / nützlich / wertvoll. Die leuchtend roten Früchte sind sehr vitamin- und nährstoffreich und neben Sanddorn der grösste einheimische Vitamin C Lieferant. Die Hagebutte wird auch Zitrone des Nordens genannt, da sie ein Mehrfaches an Vitamin C enthält als Zitronen und Orangen.
Vitamin C spielt bei der Immunabwehr eine wichtige Rolle und ist auch an den Prozessen zum Aufbau von Bindegewebe, Knochen und Zähnen beteiligt. Als Antioxidans schützt Vitamin C die Zellen vor Schäden durch freie Radikale.
Für Vegetarier ist besonders wichtig, dass Vitamin C die Verwertung von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln verbessert. Eisen ist wichtig für die Versorgung der Organe mit Sauerstoff und die Produktion von roten Blutkörperchen.
Am besten verzehrt man Hagebutten roh. Sie können nach dem ersten Frost direkt vom Strauch gegessen oder zu Marmelade, Mus, Likör, Essig, Tee und Pulver verarbeitet werden. Die Ernte und Verarbeitung erfordern Zeit und Geduld, doch die Mühe lohnt sich!
Die Tabelle von www.css.ch zeigt, was in der heimischen Vitamimbombe steckt.
Nährwerttabelle
Nährstoff | pro 100 g (% des Tagesbedarf) | % des Tagesbedarf | |
Energie | 104 kcal | 4% | |
Eiweiss | 3,6 g | 6% | |
Fett | 0,6 g | 1% | |
Kohlenhydrate | 20 g | 6% | |
Nahrungsfasern | 6 g | 12% | |
Eisen | 360 µg | 3% | |
Vitamin A | 400 µg | 44% | |
Vitamin C | 1’250 mg | 1’250% |
Hagebutten enthalten ebenso zahlreiche Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium und Kalium sowie die Spurenelemente Eisen, Mangan, Selen, Bor und Zink.
Mineralstoffen und Spurenelementen kommt insbesondere im Stoffwechsel eine wichtige Funktion zu.
Calcium, Magnesium und Eisen tragen zu einem normalen Energiestoffwechsel bei. Zink unterstützt den Kohlenhydrat-Stoffwechsel, den gewöhnlichen Stoffwechsel der Makronährstoffe sowie den Fettsäurestoffwechsel. Zink ist ebenso wichtig für ein gut funktionierendes Immunsystem.
Ernte
Hagebutten beginnen im Sommer zu reifen und können ab Ende September geerntet werden. Geben sie einem leichten Druck mit dem Finger nach, sind sie reif. Zu diesem Zeitpunkt sind sie meist noch fest genug und können aufgeschnitten und von ihren inne liegenden Kernen und Härchen befreit werden.
Man kann sie jedoch auch erst nach Eintritt des Frostes pflücken, denn Frost bewirkt, dass noch mehr Süsse gebildet wird. Allerdings sind die Früchtchen dann weich und das Ausschaben wird zur Geduldsprobe. In diesem Fall ist es einfacher, die Hagebutten mit etwas Wasser weich zu kochen und anschliessend durch ein Sieb zu streichen.
Das so gewonnene Mus lässt sich danach mühelos zu weiteren Köstlichkeiten verarbeiten. Der Trester kann getrocknet und zu wärmendem oder erfrischendem Hagebuttentee zubereitet werden.
Hagebuttentee ist ein bewährtes Hausmittel bei Erkältungen und zur Erkältungsprophylaxe.
Hinweis: Beim sammeln und pürieren können die Wirkstoffe kaputt gehen.
www.a.vogel.ch liefert ein Rezept für einen urtümlichen Hagebuttentee
Hagebuttentee
Den besten und gesündesten Hagebuttentee stellt man aus dem Fruchtfleisch und den zerstossenen Kernen (auch Samen oder Nüsschen) selber her. Werden die Kerne mitverwendet, neutralisiert sich die Säure des Fruchtfleisches.
- Pro Tasse Tee wird 1 TL Hagebutten (Fruchtfleisch und Kerne) mit 150 ml Wasser einige Stunden oder über Nacht kalt angesetzt.
- Dann seiht man die Hagebutten ab und bringt das abgegossene Wasser zum Kochen. Das Fruchtfleisch und die Kerne überbrüht man mit dem kochenden Wasser, lässt sie 10 bis 15 Min. ziehen und seiht sie anschliessend ab.
Schmerzmittel reduzieren dank Hagebuttenpulver
Im SRF-Ratgeber vom 9.11.2017 berichtet der Drogist und Apotheker Peter Portmann über eine positive Wirkung von Hagebutten bei der Behandlung von entzündlichen Prozessen.
Mit Hagebuttenpulver habe er sehr gute Erfahrungen gemacht bei dessen Verwendung gegen entzündliche Gelenkerkrankungen wie Arthritis und teilweise auch bei Arthrose. Hagebuttenpulver dämmt die Entzündung und somit auch die Schmerzen im Gelenk.
Quelle: srf.ch
Hagebutten in der Forschung
Forschergruppen aus Dänemark konnten in den 90iger Jahren einen Wirkstoff aus der Hagebutte isolieren: das sogenannte Galaktolipid, eine Zucker-Fettsäure-Verbindung. Insbesondere der Galaktolipid-Vertreter «GOPO» ist in höheren Konzentrationen im Hagebuttenpulver zu finden. Bei Temperaturen über 40°C zerfallen die Galaktolipide jedoch unwiderruflich. Somit ist die Wichtigkeit einer äusserst schonenden Herstellung von Hagebuttenpulver auf der Hand.
Galaktolipide sollen dazu beitragen können, den CRP-Wert, welcher eine Infektion bzw. eine Entzündung im Körper anzeigen kann, zu senken. In-vitro-Studien weisen auf eine entzündungshemmende und antioxidative Wirkung von Hagebuttenpulver hin. Eine weitere Studie zeigt jedoch, dass die Entzündungswerte nicht innerhalb von 28 Tagen gesenkt werden.
Das lässt darauf schliessen, dass erste Effekte des Hagebuttenpulvers frühestens nach einem Monat regelmässiger Einnahme zu erwarten sind.
Hagebuttenpulver, Wohltat für Gelenke
Mehrere Studien und zahlreiche Erfahrungsberichte zeigen auf, dass rohes Hagebuttenpulver (kalt gemahlen) bei Gelenkentzündungen effizient und wirkungsvoll helfen kann. Hagebuttenpulver erwies sich als hilfreich bei der Eindämmung von Entzündungen am
- Fuss- oder Kniegelenk
- Hüftgelenk
- Hand- oder Fingergelenk
- Ellbogen
- Rücken- und Halswirbel
Studie: Weniger Rückenschmerzen dank Hagebuttenpulver
Untersucht wurden 89 Patienten mit entzündlichem Rheuma durch ein Ärzte-Team des Universitätsspitals Charité in Berlin. Die Doppelblindstudie dauerte sechs Monate. Die Patienten erhielten täglich 5 g Hagebuttenpulver aus Dänemark oder ein Scheinmedikament (Placebo):
Die Ärzte konnten bei Patienten, die täglich Hagebuttenpulver einnahmen, eine deutliche Verbesserungen der rheumatischen Beschwerden (Rücken) feststellen.
- Hagebuttenpulver halbierte bei 60% der Patienten die Rückenschmerzen.
- In der Kontrollgruppe mit einem Placebo (Scheinmedikament) verschlechterte sich gleichzeitig der Zustand der Patienten.
Erfahrungsbericht: «Hagebuttenpulver ersetzte meine Schmerzmittel (Polyarthritis)»
«Ich habe in den Handgelenken polyarthritische Beschwerden (Autoimmunerkrankung). Seit ich täglichen Hagebuttenpulver nehme sind die Beschwerden deutlich weniger geworden. Vorher musste ich starke Schmerzmittel nehmen, diese benötige ich heute nicht mehr. Hagebuttenpulver tut mir einfach gut, es stärkt mein Immunsystem.»
Sonja aus dem Emmental; 19. Januar 2016 (Quelle: Infovita.ch)
Fazit: Ob als Tee, Marmelade, Likör, Essig oder Pulver wie auch Kapseln: die Hagebutte hat es definitiv in sich – für Mensch und Tier!
25.10.2022 – raeber-blog.ch – Autorenteam Elisabeth Giger Uebersax