Endlich ist es so weit – die lang ersehnte Immobilie befindet sich kurz vor der Fertigstellung. Sie können die Schlüssel schon fast in Ihrer Hand spüren. Doch einen Moment bitte: Eine einzige Hürde gibt es jetzt noch zu meistern – die Bauabnahme. Und hier ist äusserste Sorgfalt geboten. Denn nach der Abnahme geht das Objekt direkt an den Käufer über. Jetzt gibt es so gut wie kein Zurück mehr. Schliesslich gilt immer noch das Prinzip: gekauft wie gesehen.
Beim Abnahmetermin: Adleraugen weit aufgesperrt
Sieht doch ganz passabel aus – auf den ersten Blick vielleicht. Erst auf den zweiten Blick geben sich oft verdeckte Mängel zu erkennen, die uns teuer zu stehen kommen. Nicht ohne Grund sind bei der Abnahme Adleraugen gefragt. Hier müssen Sie besonders genau hinsehen:
Die Gebäudehülle
Hätten Sie gedacht, dass rund 60 Prozent aller Baumängel in der Schweiz die Gebäudehülle und ihre Wasserfestigkeit betreffen? Ist dies auch bei Ihrer Immobilie der Fall, kommt finanziell leider so einiges auf Sie zu. Denn Schäden an der Gebäudehülle lassen sich meist mehr kosten als Schäden im Gebäudeinneren. Also bei der Abnahme unbedingt ganz genau hinschauen.
Versteckte Konstruktionen
Beim Bauabnahmeprotokoll übersehen wir zu gerne Wasserabdichtungen und Wärmedämmungen. Verständlich, sie sind einfach zu gut getarnt. Einmal angebracht, geben sie sich leider nicht mehr zu erkennen. Hier müssen wir schneller sein.
Schon während der Bauarbeiten lohnt sich ein kritischer Blick auf die Konstruktionen – am besten mit einem erfahrenen Bauberater an seiner Seite. Geht da auch alles mit rechten Dingen zu?
Stockwerkeigentum
Bei einer Eigentumswohnung gelten wieder andere Regeln bei der Abnahme. Der Grund: Die einen 50 Prozent entfallen auf den Bereich innerhalb der Wohnungstür. Für diesen ist der Käufer selbst verantwortlich.
Die übrigen 50 Prozent umfassen Dach, Fassade, Treppenhaus oder Keller – also alles ausserhalb der Wohnungstür. Und diese müssen selbstverständlich ebenfalls in Augenschein genommen werden.
Denn für eine 100-prozentige Prüfung des Wohneigentums gilt es sowohl die Bauteile im Sondereigentum als auch die Bauteile im Miteigentum sorgfältig zu begutachten.
Bauabnahme: Wie genau läuft die Prüfung ab?
In der Regel lädt der Ersteller des Wohneigentums zur Bauabnahme ein. Aber leider kommt die Einladung oft gar nicht bei den Bauherr*innen an und das ist kein Zufall. Nur zu gern drücken sich Bauträger*innen um das gefürchtete Abnahmeprotokoll herum. Ansonsten müssen sie für entstandene Mängel geradestehen.
Umso mehr müssen Bauherr*innen auf eine sorgfältige gemeinsame Prüfung sowie ein gemeinsam unterzeichnetes Abnahmeprotokoll bestehen. Als Prüffrist gelten 30 Tage. Nach Anzeige der Fertigstellung des Gebäudes bleiben 30 Tage für eine gründliche Kontrolle.
Das A und O einer erfolgreichen Abnahme ist Zeit. Für eine Eigentumswohnung empfehlen sich 2 Stunden, für ein Einfamilienhaus 3 Stunden. Und keinesfalls drängen lassen. Machen die Bauträger*innen Druck, ist oft etwas im Busch. Jetzt heisst es «ganz genau hinsehen«.
Tipp: Auf der sicheren Seite stehen Sie mit einer sogenannten Vorabnahme oder Vorprüfung. Sie findet bereits 3 bis 5 Wochen vor der geplanten Abnahme statt. So bleibt den Bauträger*innen genug Zeit, um potenzielle Mängel vor der Fertigstellung zu erfassen und zu beheben. Doch Vorsicht: Bei der Vorabnahme handelt es sich lediglich um eine informelle Prüfung des Objekts. Sie ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, erweist sich jedoch als Win-win-Situation für beide Parteien.
Bauabnahmeprotokoll: Was gehört alles hinein?
- Bestandteile: Haben die Bauträger*innen alle vertraglich vereinbarten Leistungen zufriedenstellend erbracht? Zum Beispiel: Haben Sie die geplante Umgebungsgestaltung mit den festgelegten Pflanzenbudgets umgesetzt?
- Materialien: Wurden alle vereinbarten Materialien verbaut – vom Anstrich bis zum Bodenbelag?
- Ausführungsqualität: Entsprechen die Arbeiten den Vereinbarungen? Zum Beispiel: Haben die Handwerker*innen den Weissputz in der besprochenen Qualität angebracht?
- Baunormen: Einige Arbeiten sind gesetzlich vorgeschrieben, selbst wenn sie nicht im Abnahmeprotokoll auftauchen. Dies gilt beispielsweise für Handläufe, Schneestopper, Absturzsicherungen sowie die Endreinigung der Kanalisation.
Achtung: Die grössten Stolperfallen für Bauherr*innen
- Wissenslücken: Baulaien tun sich gegenüber Bauprofis oft schwer. Es fehlt ihnen an Fachwissen – insbesondere bei Baunormen. Was ist erlaubt, was nicht? Da ist eine professionelle Meinung natürlich Gold wert. Mit einem erfahrenen Bauabnahme Experten an der Seite schützen sich Bauherr*innen vor vertuschten Mängeln, für die sie hinterher tief in die Tasche greifen müssen.
- Baunormen: Nur in Einzelfällen sind Baunormen kostenlos zu erwerben. Ganz besonders ins Geld gehen die sogenannten SIA Abnahmeprotokolle des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverbandes.
- das grosse Ganze: Die Fassade, das Treppenhaus, die Böden, der Anstrich – bei der Abnahme eines Wohnobjekts kommt einiges auf die Bauherr*in zu – und das alles auf einmal. Da fällt es natürlich nicht immer leicht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Schnell geht der Überblick verloren. Denn wie soll der Laie innerhalb von 2 Stunden ein ganzes Einfamilienhaus auf versteckte Mängel prüfen? Kein Wunder, dass trotz eines soliden ersten Eindrucks im Nachhinein immer wieder Schäden zutage treten. Eine teure Überraschung jagt die nächste. Umso wichtiger ist ein zuverlässiger Bauabnahme Experte, der die essenziellen Schritte mühelos innerhalb von 2 Stunden abarbeitet. So fühlen sich Bauherr*innen während des gesamten Prozesses rundum sicher. Denn Eigenregie ist nicht immer die beste Methode – vor allem nicht bei der Abnahme der eigenen vier Wände.
Was genau machen Bauberater*innen?
Bauberater*innen sind Alleskönner. Von Anfang bis Ende begleiten sie den Bauprozess. Von Zwischenkontrollen zum Baufortschritt über Vorabnahmen bis hin zur Überprüfung aller essenziellen Protokolle und Rapporte – die Experten sind das wachsame Auge, das für seine Bauherr*innen ganz genau hinschaut.
Und wie sieht es mit den Bauabnahme Kosten aus? Das kommt ganz darauf an. Das Honorar von Schweizer Bauberater*innen kann stark variieren. Nur auf den Preis sollten Bauherr*innen laut Experten aber nicht achten. Denn besonders günstig ist in der Baubranche nicht immer besonders gut. Am besten hören Sie sich bei Freunden, Familie und Bekannten um, die bereits eine gewissenhafte Bauberater*in in Ihrer Schweizer Region gefunden haben.
© raeber-blog.ch/ Autorenteam – Jana Winter, 6.10.2022