Forderungen, alleine das Wort löst bereits ein spezielles Gefühl aus. Wir werden zwar gerne gefordert, zumindest im beruflichen Bereich und vor allem dann, wenn Foderungen lösbar sind. Doch einige Forderungen haben etwas sehr Einengendes an sich. Nehmen uns einen Teil unserer Freiheit. Da ist untergründig etwas Unerledigtes. Etwas, das ständig «anklopft» und hartnäckig bleibt. Es will geklärt werden. Ein Paradebeispiel für solche Forderungen sind die finanziellen. Gemeint sind diejenigen, die aus dem Ruder gelaufen sind.
Schuld sind am Ende dann die andern. Die Inkassobüros mit ihren lästigen Mahnungen und Gebühren. Wirklich?
Finanzielle Forderungen und Fristen
Dass eine Zahlung mal untergeht, kann passieren. Schliesslich hat man ja 30 Tage Zeit, um eine Rechnung zu begleichen. So denken wir. Doch da liegen wir falsch. Laut «Rechnungen zahlen: Die zehn häufigsten Irrtümer» (Kassensturz, SRF.ch) gilt in der Schweiz Ware oder Dienstleistung gegen Zahlung – also im gleichen Moment. Die in der Praxis häufig aufgeführte 10- oder 30-Tage-Frist ist ein Entgegenkommen des Anbieters. Kommt dazu, das diese Fristen nicht so zu verstehen sind, dass man erst am letzten Tag einzahlt, sondern dass das Geld spätestens innert der 10- oder 30 Tage-Frist eintreffen muss.
Dass Herr und Frau Schweizer es mit der Zahlungsfrist nicht so eng nehmen, zeigt die Tatsache, dass im Jahr 2018 laut Zahlen des Bundesamts für Statistik insgesamt 2 967 555 Zahlungsbefehle verschickt wurden. (Quelle: bfs.admin.ch)
Früher besitzen und später (eventuell) bezahlen
Zugegeben, gewissen Produkte sind heute sehr leicht zu erwerben. Null Prozent Leasing und ähnliche Anreize (Abzahlen, Kredite etc.) und schon greifen wir zu und fahren das neueste Auto. Alles durchgerechnet. Der Fall ist klar: Wir fahren so billiger! Das kann zudem schon mal wichtig sein, wenn man im sozialen Umfeld einen gewissen Respekt und Anerkennung haben will. Das Leben bietet nicht nur Schönes, sondern auch viele Risiken. Kommt es zu einem Unfall, kann Leasing teuer zu stehen kommen. Irgendwer muss immer irgendwo etwas zahlen. Und wenn gegen drei Million Mahnungen versendet werden müssen, dann hat das immense Kosten zur Folge, die im Grunde genommen nicht sein müssten. Die Post wird’s vielleicht freuen.
Wer will, soll bezahlen und wer nicht kann, soll verzichten
Da fliegt schon wieder eine Mahnung ins Haus. Neuerding ist es von einem Inkasso-Unternehmen. Neu sind auch die Verzugszinsen und der Verzugsschaden aufgeführt. Klar, letzteres muss man nicht bezahlen. Die bösen Inkassobüros umgehen das Gesetz. (Anm. Es gibt ungerechtfertigte Mahnungen und Betreibungen. Diese sind hier nicht gemeint.)
Doch da, wo man etwas bestellt und korrekt erhalten hat, liegt die Pflicht nun mal beim Käufer. Da dem Inkassobüro die Schuld zu geben, wäre falsch.
Wäre alles mit rechten Dingen zu und her gegangen, bräuchte es keinen Inkassodienst.
Laut Statistika.de sind laut einer Umfrage die häufigsten Gründe für das Nichtbezahlen von offenen Rechnungen Überschuldungen, Arbeitslosigkeit, vorsätzliches Nichtbezahlen, momentaner Liquiditätsengpass, Vergesslichkeit, Reklamation des Kunden.
Ich möchte hier auf eine Pauschalverurteilung zahlungsunfähiger Kunden und diverser Inkassofirmen bewusst verzichten. Die oben genannten Punkte sprechen für sich.
Und doch bleibt die Frage im Raum, wie viel an Mahnungen und Betreibungen wirklich nicht zu vermeiden ist.
Mein erstes eigenes Radiogerät
Als ich Teenager war, arbeitete ich für einen Stundenlohn von Fr. 1.50 bis 2.20 in einer Gärtnerei. In meinen Sommerferien habe ich gegen Fr. 200.- verdient und mir mit meinem ersparten Geld ein Sanyo-Radio-Gerät kaufen können. Dieses Gefühl, etwas selbst verdient zu haben, ist unvergesslich. Es war nicht das Gerät selbst, sondern der Weg dazu, der mich so stolz gemacht hat und mir geholfen, dieses Radio zu hegen und zu pflegen.
Manchmal braucht es Kredite. Ja. Mein Hinterfragen gilt Luxusartikeln, Dienstleistungen und Produkten, die wir bei näherem Hinsehen gar nicht brauchen würden. Es geht um unsere innere Einstellung. Um die richtige Reihenfolge. Sparen und dann bestellen ist immer noch am günstigsten …
Quellenangaben:
- Kassensturz.ch: Rechnungen zahlen: Die zehn häufigsten Irrtümer
- Schweiz-Kantone.ch: Inkasso in der Schweiz
- Beobachter.ch: Zahlungsmoral. So kommen Sie an Ihr Geld
- Statistika.de: de.statista.com: Gründe für das Nichtbezahlen einer offenen Rechnung – Studie
- Vom gleichen Autor: Coaching-Persoenlichkeitsentwicklung.ch: Kreditwürdig?
- Raeber-Blog.ch: Die Bedeutung von Inkassounternehmen für die Volkswirtschaft